E-Mail vom 14.09.2006

 

Sehr   geehrter,    lieber   Oberstleutnant   Schmidt!

Vielleicht   haben  Sie   gesehen,   in  welchem  Zusammenhang  Sie   in  einem   "Interview"  mit mir in der Morgenpost und in der Welt erwähnt werden? Der Artikel war von mir nicht abgenommen, und es ist mir gar nicht recht, wie falsch Sie (und ich) dort zitiert und beschrieben werden. Entschuldigen Sie bitte vielmals.

Daß der Artikel heute unverändert in der "Welt" erschienen ist, macht mich fassungslos. Der Journalist hatte sich nach der Veröffentlichung in der "Morgenpost" bei mir vielmals entschuldigt, daß er es versäumt habe, meine umfangreichen Änderungswünsche einzubauen, und dann veröffentlicht er es fünf Tage später noch einmal genau so in der "Welt". Kaum zu glauben.

Aber gut, an Journalisten, die einen falsch zitieren und darstellen, sind Sie ja wohl gewöhnt.

Mit Bedauern,

Florian Henckel von Donnersmarck.

 

Zum Verständnis:

Der Chefkorrespondent der „Berliner Morgenpost“, Joachim Stoltenberg, veröffentlichte am 10.09.2006 einen Beitrag über einen Spaziergang mit dem Filmemacher und Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck („Ein Abräumer mit Moral“).

Darin heißt es im Zusammenhang mit dem Film „Das Leben der anderen“:

„…Mein  Hauptberater und Informant war der frühere Oberstleutnant Wolfgang Schmidt, zu DDR-Zeiten Chef der Auswertungs- und Kontrollgruppe der Hauptabteilung XX. Auf seinem Tisch wären die Tagesberichte meines Haupt­helden gelandet. Weil der Ex-Oberstleutnant spürte, dass es mir wichtig war, die Sache möglichst authentisch darzustellen, hat er sich geöffnet - nach dem Motto: Die Stasi hat heute eh einen so schlechten Ruf, schlechter kann er nicht mehr werden; dann soll jedenfalls ihre Arbeit korrekt geschildert werden...“

Nach der Premiere des Films hat sich der Ex-Stasi-Offizier sachlich denn auch nur über eine angeblich falsche Paspelierung am Schulterstück einer Uniform geärgert. Später schrieb er Florian H.v.D. noch einen Brief: Es sei doch eigentlich schade, dass man einen Stasi-Mann in einem großen Film zum Helden mache, weil er Verrat an seinem Auftrag begehe. Ein Unbelehrbarer, Mitglied im Verein der Alttschekisten namens MfS Insider und einer der Krakee­ler, die im März gegen die Aufstel­lung von Gedenktafeln vor dem zentralen Stasi-Untersuchungs­gefängnis Hohenschönhausen protestierten.“

 

Zum Vergleich: Ein Bericht in eigener Sache