Lesenswert
Beatrice Altmann-Schevitz: „Der
Schatten im Schatten“
Edition Berolina, Berlin 2022, 338 Seiten, 19,99 €, ISBN
978-3-95841-117-3
Die Autorin und ihr 14 Jahre älterer Ehemann waren 1976 aus
den USA nach Deutschland übergesiedelt, wollten ursprünglich in der DDR leben
und hatten sich 1977 breit erklärt, die Hauptverwaltung Aufklärung des MfS als
deren inoffizielle Mitarbeiter zu unterstützen. Wer wissen will, was politisch
links orientierte, humanistische denkende und hoch intelligente USA-Bürger bewogen
hat, sich im Kalten Krieg auf die Seite der DDR zu stellen, erfährt das
überzeugend und ohne verfälschendes Pathos in diesem flüssig geschriebenen und
leicht lesbarem Buch.
So clever, wie dieses Ehepaar wertvolle Informationen aus
politischen Entscheidungszentren und Denkfabriken der BRD und der USA
beschaffte und konspirativ in die DDR übermittelte, agierte es auch nach ihrer
Enttarnung 1994 und in den folgenden Gerichtsverfahren. Sie wurden Opfer der
Auswertung der sog. Rosenholz-Dateien, stellten aber das Gericht mit ihrer
nicht widerlegbaren Behauptung, sie seien in Wirklichkeit für die CIA tätig
gewesen, vor eine knifflige Entscheidung. Die Folge war eine nur milde
Bestrafung.
Das dieses Buch erst jetzt erscheint, ist sicher dem
Umstand geschuldet, dass sich erst im Ruhestand und nach einem ausgefüllten und
bewegten Leben, Zeit zum Schreiben fand. Es ist auch gut so, dass manches, was
in diesem Buch beschrieben wird, nunmehr mit Sicherheit verjährt ist und keine
erneute Verfolgung nach sich ziehen kann.
Wer mit dem Lesen dieses Buches begonnen hat, legt es nicht
mehr aus der Hand.
W.S.