Leserbrief an das ZDF
Zu: Wunderwelt Wissen, die Spur der Spione (ZDF 29.11.200,
22:15-22:45)
Sehr geehrte Redaktion.
Es ist schon ein Kreuz mit der Stasi. Einerseits weiß man dank Gauck und
Birthler alles über sie, andererseits hat man "jetzt sechzehn Jahre nach
dem Ende der DDR die Geheimlabors des OTS in Hohenschönhausen" entdeckt.
In dem Beitrag ging es u.a. um den Einsatz
radioaktiver Markierungsstoffe zur Personenüberwachung.
Aber, warum hat man die "Geheimlabors" erst jetzt entdeckt und warum
fand der Physiker und Bürgerrechtler aus Frau Birthlers Haus, Dr. Pflugbeil
erst jetzt ein altes (neues) Entsorgungsprotokoll aus einem Raum, aus dem eine
große Menge Blei entsorgt (und verkauft) wurde? Diese Räume spielten doch schon
einmal in einem Gerichtsverfahren, im Spiegel um 1995...97 ausführlich
beschrieben, eine große Rolle, als es um den Umgang mit radioaktiven Material
ging und der Leiter, Dr. L. damals beschuldigt wurde vorsätzlich die Gesundheit
einer unbekannten Anzahl von Menschen gefährdet zu haben. Und dann noch:
Zwischen fünf Metern Akten des OTS bei Frau Birthler, ordentlich in
einheitlichen Kartons verpackt, zieht Herr Dr. Pflugbeil ein verschnürtes
Aktenbündel heraus und findet dort genau die Spur, die er sucht. Dramaturgisch
gut gemacht aber auch perfekt gelogen. Das war Propaganda vom Feinsten.
Wahr ist, das bereits 1990, nach der Auflösung des MfS/AfNS
die dortigen Mitarbeiter mit ihren persönlichen Sachen nach Hause geschickt
wurden, nachdem sie alle Schlüssel bei den Beauftragten zur Auflösung
hinterlegt hatten, die Diensträume wurden danach durch Vertreter der Dienste,
BND, BKA, CIA und BfV, systematisch durchsucht und
geplündert. Ob es dazu Protokolle bei Frau Birthler gibt ist bis heute noch
nicht erwähnenswert gewesen.
Das Objekt Hohenschönhausen war nämlich beim Sturm auf die MfS-Zentrale im
Januar 1990 "vergessen" worden.
Etwa ab 1992 wurde das Gebäude vom Bezirksamt Hohenschönhausen als Bürogebäude
verwendet (wie das draußen angebrachte Firmenschild zeigte) und im August 2004
aufgegeben und entsorgt. Damals lagen über einhundert Computer aus den
neunziger Jahren auf dem Hof neben den ehemaligen Laborbau. Jetzt soll sich
darin ein Wohnungsbauunternehmen befinden, aber das Gebäude ist nicht
benutzt.
Wenn man unter dem Vorsatz die Geschichte der DDR "aufzubereiten" so
schlampig recherchiert, muss man sich nicht wundern, wenn die ganze Geschichte
wenn so mancher Zuschauer an der Glaubwürdigkeit der Veranstalter solcher
öffentlichen Vorführungen zweifelt. Der unmittelbare Nachbar des Objektes, Herr
Dr. Hubertus Knabe, als Dominator der Meinungsfürst
zum Thema Stasi hätte zumindest als Historiker eingreifen und die Sache richtig
stellen müssen, da ja im gesamten Beitrag auch seine "Firma" mehr
oder weniger rühmlich eine Rolle spielt.
Mit diesem Beitrag wurde wieder einmal bewiesen, dass die Geschichte schon
wieder als käufliche Hure dargestellt wurde. Ganz im Sinne seiner geistigen
Väter.
Euer Leser
Gerd Brunecker
Berlin